Keynote Speakers

Professor Joseph Kambeitz
Klinikum der Universität zu Köln, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie | Köln, Deutschland

Professor Mirjam N. Landgraf
LMU, Zentrum für Entwicklung
und komplex chronisch kranke Kinder | München,
Deutschland

Dr. Marcus Meinhardt
Central Institute of Mental Health, Institute for Psychopharmacology & Molecular Neuroimaging (ZIPP) | Mannheim, Deutschland

Professor Astrid Müller
Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie | Hannover, Deutschland

Professor Anette Søgaard Nielsen
University of Southern Denmark, The Faculty of Health Sciences, Department of Clinical Research, Research Unit of Psychiatry | Odense, Denmark
Digitale Psychiatrie trifft Suchtmedizin: KI-gestützte Früherkennung und individualisierte Interventionen für vulnerable Zielgruppen
Anhand konkreter Projekte zur digitalen Frühintervention, Simulation von Krankheitsverläufen mit generativen Agenten und KI-gestützter Analyse therapeutischer Gespräche wird illustriert, wie diese Methoden auch auf Suchterkrankungen übertragbar sind. Der Vortrag möchte Denkanstöße geben, wie sich Erkenntnisse und Technologien aus der translationalen digitalen Psychiatrie auf die Suchtmedizin anwenden lassen – und welche interdisziplinären Perspektiven sich daraus ergeben.
Update zu Fetalen Alkoholspektrumstörungen
In Deutschland trinken mind. ¼ aller Frauen Alkohol in der Schwangerschaft. Die pränatale Alkoholexposition kann zu prä- und postnatalen Wachstumsstörungen, facialen Auffälligkeiten und einer toxischen Gehirnschädigung bzw. Gehirnentwicklungsstörung beim Kind führen. Das resultierende Krankheitsbild ist die Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD).
Die Prävalenz der FASD wird auf ca. 2% aller Kinder geschätzt und ist somit eine der häufigsten, bei Geburt bestehenden, chronischen Erkrankungen.
Menschen mit FASD leiden unter vielfältigen Beeinträchtigungen in der Entwicklung, in der Kognition, in der Verhaltensregulation und in den Alltagsfertigkeiten. Interventionen, die symptomorientiert und an die alkoholtoxische Gehirnstörung angepasst werden, zeigen positive Effekte für die Funktionalität der erkrankten Kinder. Dennoch persistiert FASD als alltagsrelevante Behinderung lebenslang.
Durch die hohe Prävalenz in Deutschland, die Komplexität der Erkrankung und die ungünstige Prognose sind Alkoholprävention in der Schwangerschaft und Verbesserung der Versorgung von Menschen mit FASD nicht nur für die Patient*innen selbst und ihr Umfeld, sondern auch für die gesamte Gesellschaft und die Gesundheitspolitik enorm relevant.
Der Vortrag beinhaltet Informationen zu Diagnostik und Interventionen bei Kindern und Jugendlichen mit FASD gemäß der im März 2025 aktualisierten S3-Leitlinie sowie zur Prognose der erkrankten Menschen.
Alkohol: Aktuelle Grundlagenforschung zu neuen pharmakologische Therapieansätzen
Alkoholkonsumstörungen stellen eine erhebliche gesundheitliche und gesellschaftliche Belastung dar, während effektive pharmakologische Therapieoptionen weiterhin begrenzt sind. In den letzten Jahren hat die Grundlagenforschung bedeutende Fortschritte in der Identifikation neuer molekularer Zielstrukturen gemacht, die vielversprechende Ansätze für die medikamentöse Behandlung bieten. Dieser Vortrag gibt einen Überblick über aktuelle Entwicklungen in der neurobiologischen Forschung zu Alkoholabhängigkeit, mit besonderem Fokus auf neuartige pharmakologische Interventionen. Diskutiert werden unter anderem Modulationen des serotonergen und glutamatergen Systems, der Einfluss von Neuropeptiden sowie potenzielle Ansätze aus dem Bereich der Immunpharmakologie. Die präsentierten Erkenntnisse liefern neue Perspektiven für die Entwicklung innovativer Therapien zur Unterstützung der Entwöhnung und Rückfallprävention.
Shoppingstörung: Lifestylephänomen oder Suchterkrankung?
Der Vortrag befasst sich mit dem aktuellen Forschungsstand zu psychologischen Prozessen und der Frage der klinischen Relevanz der Shoppingstörung. Untersuchungen zur Phänomenologie, Prävalenz, Behandlung sowie der Bedeutsamkeit materieller Werteorientierung und anderer psychosozialer Korrelate wurden bereits seit den 1980er Jahren durchgeführt. In der ICD-11 wird die Shoppingstörung nun erstmals als „Compulsive Buying-Shopping Disorder“ in der Residualkategorie „6C7Y: Sonstige näher bezeichnete Störungen der Impulskontrolle“ aufgeführt. Die Ergebnisse der vor allem grundlagenorientierten Forschung zu psychischen und neurobiologischen Korrelaten reizinduzierter Cravingreaktionen und zur prominenten Rolle von Belohnungssensitivität und unvorteilhaftem Entscheidungsverhalten legen hingegen eine Kategorisierung als „Sonstige näher bezeichnete Störung aufgrund von Verhaltenssüchten“ in der Kategorie 6C5Y nahe. Die wissenschaftlichen Befunde fundieren zweifelsohne die Diskussion der angemessenen Klassifikation und tragen zu einem besseren theoretischen Verständnis und zur klinischen Akzeptanz der Shoppingstörung bei. Darüber hinaus sollten sie jedoch auch für die Entwicklung neuer Behandlungsansätze genutzt werden.
The elephant in the room: is it possible to overcome the biggest challenge in treatment for alcohol use disorder?
Abstract to follow