Keynote Speakers 2022
Prof. Paul Dietze, PhD
Burnet Institute and National Drug Research Institute, Curtin University | Melbourne, Australia
Prof. Dr. Rita Hansjürgens
Fachbereich Soziale Arbeit, Alice-Salomon-Hochschule, Berlin, Deutschland
PD Dr. Eva Hoch
Institut für Therapieforschung (IFT) und Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ludwig-Maximilian-Universität, München, Deutschland
Prof . Dr. Jürgen Rehm
Institute for Mental Health Policy Research, Toronto, Kanada
Prof. Dr. Robin Room
Centre for Alcohol Policy Research, La Trobe University, Melbourne, Australia
Prof. Dr. Hans-Jürgen Rumpf
Klinik für Psychatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Deutschland
Rolling out take-home naloxone, the importance of contexts and targets
Take-home naloxone is an evidence-based response to opioid overdose with variable implementation across the world. Drawing on work conducted in Australia, Central Asia and Ukraine this presentation will highlight the challenges to program implementation including determining target populations and navigating regulatory hesitancy. The importance of contexts for models of service delivery and establishing targets and impacts will be discussed. Resources for the rapid upscaling of take-home programs will be presented along with the importance of consumer representation.
Soziale Arbeit in der Suchthilfe. Funktion und Potential im Rahmen interprofessioneller Kooperation.
Unbestritten ist, dass der Umgang mit von Sucht betroffenen Personen einen biopsychosozialen Ansatz erfordert, dessen soziale Dimension nicht nur die Netzwerke der Betroffenen mit einbezieht, sondern auch die Unterstützung und Begleitung beim Einbezug von Hilfebereichen außerhalb des Gesundheitswesens erfordern kann, damit professionelle Interventionen nachhaltig wirken können. Mit der Bearbeitung dieses Bereichs werden häufig Fachkräfte der Sozialen Arbeit betraut, die lt. Deutscher Suchthilfestatistik einen großen Anteil der Mitarbeitenden im Feld der Suchthilfe stellen. Ihre Rolle wird häufig darin gesehen, an Schnittstellen z. B. zwischen akut und postakuter Behandlung, zwischen ambulanter und stationärer Beratung und Behandlung oder zwischen anderen Hilfesektoren z. B. Arbeit oder Jugend und dem Gesundheitsbereich tätig zu werden. Diese Tätigkeit wird häufig als „Motivation, Beratung, Vermittlung und Netzwerkarbeit“ beschrieben. Darüber hinaus übernehmen sie im Rahmen der therapeutischen Behandlung auch Aufgaben als Suchttherapeutinnen. Bei einer Untersuchung von Sozialer Arbeit in einer zentralen Schnittstelle, der Suchtberatung konnte nun die Funktion und das Potential Sozialer Arbeit für Klient:innen aber auch für eine interprofessionelle Zusammenarbeit in der Versorgung Suchtkranker insbesondere im Rahmen der Schnittstellenarbeit geschärft werden. Dieser Vortrag entwickelt dieses Profil und arbeitet Potentiale insbesondere für eine interprofessionelle Kooperation an und mit den Schnittstellen aber auch im Rahmen der therapeutischen Arbeit heraus, die allerdings vor Herausforderungen gestellt ist.
Cannabis legal?! Eine wissenschaftliche Perspektive auf das geplante Cannabisgesetz
„Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizensierten Geschäften ein“ verkündete die neue Bundesregierung im November 2021 in ihrem Koalitionsvertrag. Zur Vorbereitung des neuen Gesetzes fand im Auftrag des Bundesdrogenbeauftragten eine Konsultation mit fünf Hearings statt. Mehr als 200 Expertinnen und Experten waren daran beteiligt. Im Herbst 2022 will nun die Ampelkoalition einen Gesetzentwurf erarbeiten. Auf wissenschaftlicher Basis werden in diesem Vortrag mögliche Ziele eines Cannabisgesetztes diskutiert: Welche Faktoren des Gesundheits-, Jugend- und Verbraucherschutzes sind relevant? Wie kann der cannabisbezogene Schwarzmarkt reduziert werden? Welche Rolle spielen ökologische Faktoren? Abschließend werden Indikatoren diskutiert, auf die sich das geplante Gesetz auswirken könnte. Auch die Perspektive der Konsumenten wird dabei berücksichtigt.
Derzeit werden in vielen Ländern Änderungen der staatlichen Haltung zum Thema Cannabis diskutiert. Dabei stehen drei Fragestellungen im Vordergrund:
1) Führen Lockerungen der Verfügbarkeit zu mehr Konsum und höherer Krankheitslast, und wenn ja, in welchem Ausmaß?
2) Treffen die Vorhersagen zu vermehrten Steuereinnahmen zu?
3) Führt Legalisierung automatisch zu einer Kommerzialisierung von Cannabisverkauf, und damit zu einem weiteren Anstieg von cannabis- bedingten Problemen?
Aufgrund empirischer Forschung in verschiedenen Ländern wird versucht, diese Fragestellungen zu beantworten. Dabei werden die Beispiele von Kanada und Thailand vertieft behandelt, um die Dynamik der derzeitigen Entwicklungen bei einem Hochlohnland und einem Land mit mittlerem Einkommen genauer zu untersuchen.
The United Nations adopted a set of 17 interlocking Sustainable Development Goals as global aims for 2015-2030. While alcohol and narcotic drugs are mentioned, there has been little consideration of what effects attaining the goals may have on levels of harm from alcohol and other drug use. In cross-sectional comparisons, there are higher average levels of consumption of alcohol and controlled drugs in richer societies. But the harm per unit of use tends to be lower in richer societies, at least for alcohol. So what has happened historically to alcohol and other drug use and problems when there is socioeconomic development? Often there have been increases in substance use and also in problems. Societal responses to limit the harms are often delayed by a generation or more, resulting in “long waves” of consumption and associated harms. To take alcohol and other drugs coherently into account in the Sustainable Development Goals, the double-sided effect of an increase in use with prosperity needs to be countered by policies such as WHO’s “best buys” for alcohol. The 3rd edition of Alcohol: No Ordinary Commodity, published this month, includes reviews and ratings of the effectiveness of different policies in reducing consumption and problems in populations as a whole, identifying price increases, limits on availability, marketing restrictions and drink-driving countermeasures as best practices.
Auch wenn die Forschungsaktivitäten im Bereich der Verhaltenssüchte in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben, handelt es sich um ein noch relativ neues Feld. Ansätze der Klassifizierung im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders in der fünften Revision (DSM-5) und der Classification of Diseases in der elften Revision (ICD-11) haben diesem Forschungsbereich weiteren Auftrieb gegeben. Dennoch gibt es Lücken in der Klassifikation, Ätiologie, Diagnostik, Epidemiologie und Behandlung der entsprechenden Störungen. Ziel ist, den derzeitigen Stand der Entwicklung und Herausforderungen für die Zukunft zu präsentieren.
Während die Klassifikation der Glücksspielstörung und der Computerspielstörung insbesondere in der ICD-11 gut gelöst sind, bedarf es weiterer Forschung und Klärung in Bezug auf andere Störungen im Zusammenhang mit der Nutzung von sozialen Netzwerken, Buying-Shopping oder Pornografiekonsum. Diagnostische Ansätze stehen zur Verfügung, wohingegen Gold Standards in der Regel fehlen. Im Rahmen von Internetnutzungsstörungen stehen erste erfolgreiche Therapieansätze zur Verfügung, die Breite der Evidenz steht jedoch noch aus. Insbesondere für Frühinterventionen und andere präventive Ansätze sind deutliche Defizite in Bezug auf den Forschungsstand zu verzeichnen. Berichtet wird aus der Entwicklungsarbeit einer AWMF S1-Leitlinie sowie aus derzeitigen Forschungsarbeiten. Die Erreichbarkeit insbesondere junger Zielgruppen und Aspekte der Aufmerksamkeitsökonomie stellen hohe Anforderungen.
Aktuelle Entwicklungen erscheinen erfolgsversprechend in der Schließung von Evidenzlücken. Gleichzeitig erweist sich der Forschungsstand deutlich vorläufiger im Vergleich zu substanzbezogenen oder anderen psychischen Störungen. Zentrale Forschungsdesiderata werden benannt.